logo irtg
 Version française  |  Search
 
|  Imprint  |  Contact   |

Erinnerung und Emotion: Postkoloniale und geschlechtertheoretische Perspektiven

2.-3. Juli 2015, Jubiläumstagung des Centrums für Postcolonial und Gender Studies (CePoG) der Universität Trier
 
Im Jahr 2015 feiert das Centrum für Postcolonial und Gender Studies an der Universität Trier (CePoG), mit dem das IRTG Diversity kooperiert, sein 10-jähriges Bestehen. Das CePoG lud zu diesem Anlass herzlich zu der Jubiläumstagung "Emotion und Erinnerung: Postkoloniale und geschlechtertheoretische Perspektiven" ein. Die interdisziplinäre Tagung fand am 02. und 03. Juli im Karl-Marx-Haus, Trier, statt.

Beschreibung der Konferenzthematik:

Ziel der Tagung ist es, Erinnerung und Emotion im interdisziplinären Dialog und im Gespräch mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten aus den Affect Studies und der Erinnerungsforschung erstmals systematisch mit Fragestellungen aus dem Bereich der Postcolonial und Gender Studies zu verknüpfen. Anlass für diese thematische Ausrichtung der Tagung sind aktuelle Debatten im deutschen Feuilleton um die "Konjunktur des Ressentiments" (Encke, FAZ, 8.6.2014); ein Gefühl, das sich, wie etwa in den Streitschriften von Thilo Sarrazin und Akif Pirinçci deutlich wird, derzeit vor allem gegen den vermeintlichen "Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer" (Pirinçci) richtet. Unter Ressentiment sei, so die kritische Berichterstattung, ein "Wieder-Fühlen" zu verstehen, ein "wiederholte[s] Durchleben einer einmal erlittenen Verletzung, Niederlage oder Herabsetzung" (Encke), wobei zu präzisieren wäre, dass diese Verletzungen, Niederlagen oder Herabsetzungen in einen phantasmatischen Zusammenhang mit Ethnizität und Geschlecht gebracht werden. Durch den nachträglichen Charakter, der dem Ressentiment eigen ist, erweist sich das aktualisierte Gefühl als diffuses Unbehagen und richtet sich gegen beliebig gewählte Objekte oder Situationen. Sarrazins und Pirinçcis Bücher machen deutlich, dass Ressentiments gegenwärtig vor allem in Diskursen um geschlechtliche und ethnische Alterität an Wirkmacht entfalten.

Der Tagung geht es darum, diesen Konnex von Emotion und Erinnerung, der im Begriff des Ressentiments zum Ausdruck kommt und der im Rahmen von Geschlechter- und Ethnizitätsdebatten an Bedeutung gewinnt bzw. diese mitstrukturiert, eingehend zu beleuchten. Dabei soll der Begriff des Ressentiments in seiner doppelten Bedeutung produktiv gemacht werden, indem Ressentiment einerseits als schlichtbuchstäbliches Wieder-Fühlen, andererseits aber auch als ein von negativen Emotionen bestimmter Exklusionsmechanismus verstanden wird. Dem Zusammenhang von Emotion und Erinnerung geht die Tagung auf vier Feldern nach, wobei postkoloniale und geschlechtertheoretische Querschnittsperspektiven Verbindungslinien zwischen den vier Sektionen entwerfen sollen.

Programm:

Datum: 02. und 03. Juli 2015
Veranstaltungsort: Karl-Marx-Haus, Brückenstraße 10, 54290 Trier

Donnerstag, 02. Juli 2015


15.30 Uhr
Eröffnung der Konferenz durch die Veranstalterinnen
Begrüßung durch Elisabeth Neu, Karl-Marx-Haus
Grußwort von Prof. Dr. Stephan Busch, Dekan des FB II der Universität Trier

Sektion 1 Zeit(en) des Ressentiments und Memoria in der Literatur

15.45 Uhr
Prof. Dr. Herbert Uerlings (Trier): Emotion, Erinnerung und Täterschaft im Genozid. Lukas Bärfuss’ Hundert Tage

16.30 Uhr
Prof. Dr. Andrea Geier (Trier): Erinnerungs- und Emotionalisierungsverfahren in Christian Krachts Imperium

17.30 Uhr
PD Dr. Jan Süselbeck (Marburg): „Kindermörder Israel“. Die Affektpoetik des literarischen Antisemitismus und der Judenhass der Gegenwart

18.15 Uhr
Podiumsdiskussion „Prostitution. Eine Kultur der verletzen Gefühle“ mit Assist.Prof. Dr. Swati Acharya (Pune), Prof. Dr. Anil Bhatti (Neu Delhi), Jun.-Prof. Dr. Franziska Bergmann (Trier) und PD Dr. Iulia-Karin Patrut (Trier)

Freitag, 03. Juli 2015
Sektion 2 Widerstehen – umdeuten – distanzieren


09.30 Uhr
Prof. Dr. Alexander Honold (Basel): Weiße Blicke, schwarzer Klang. Kontrapunktisches Erzählen in Melvilles Benito Cereno

10.15 Uhr
Prof. Dr. Michaela Holdenried (Freiburg): Affekte und Entdecken. Zum First Contact von Kolumbus bis Michael Roes

11.15 Uhr
PD. Dr. Iulia-Karin Patrut (Trier): Zur Umwertung von Grenzüberschreitungen in der Literatur nach 1989

Sektion 3 Emotionale Codierungen

14.30 Uhr
Prof. Dr. Dirk Göttsche (Nottingham): Schreiben gegen Ressentiments. Erinnerungs- und Selbstbehauptungsstrategien in neuerer Literatur von afrikanischen Migranten und Schwarzen Deutschen

15.30 Uhr
Prof. Dr. Alexandra Karentzos (Darmstadt): Ironische Erinnerung. Postkoloniales Lachen in der zeitgenössischen Kunst

Sektion 4 Identität

16.15 Uhr
Dr. Silke Arnold-de Simine (London): Empathie und Erinnerung im Museum

17.00 Uhr
Prof. Dr. Astrid Fellner (Saarbrücken): Sovereign Erotics. Queer Affect, Crip Identities and Re-membering in North American Indigenous Cultures

17.45 Uhr
Abschlussdiskussion
 
 
 
 
Logo Universität Trier Logo Université Montréal Logo Universität des Saarlandes