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Michelle Stoffel

Michelle Stoffel
 

Dissertation

„Federkriege“ im Emanzipationsdiskurs Stimmen jüdischer und christlicher Autoren über die rechtlichen Daseinsbedingungen der Juden in den deutschen Staaten (1781 – 1848)

(Supervisors: Ursula Lehmkuhl, Trier / Stephan Laux, Trier
Mentoring: Simone Lässig, Braunschweig)

Der Emanzipationsprozess von Juden in Deutschland steht paradigmatisch für das Streben kultureller Minderheiten nach rechtlicher Gleichstellung und sozialer Integration in ihre Umgebungsgesellschaften.
Die staatsbürgerrechtliche Gleichstellung jüdischer und christlicher Bevölkerungsteile in allen Vorgängerstaaten des Deutschen Kaiserreichs wurde erstmals mit dessen Verfassung 1871 rechtskräftig, wenngleich sie noch vor der Französischen Revolution von Aufklärern beider Religionsgruppen ausdrücklich gefordert und in Frankreich schon 1791 gesetzlich garantiert wurde. Innerhalb des langwierigen deutschsprachigen Emanzipationsdiskurses (1781 bis 1871) setzten sich unterschiedlichste Akteure mit dem jahrhundertelang existierenden inferioren Rechtsstatus der Juden auseinander. In polemischen und apologetischen Stellungnahmen diskutierten sie, ob und unter welchen Bedingungen Juden in die christliche Mehrheitsgesellschaft integriert werden könnten. Saul Ascher betitelte diese dialogische Dynamik angesichts der divergierenden, teils wechselseitig beeinflussten Positionen jüdischer wie christlicher Schriftsteller bereits 1788 als „Federkriege“.
Ziel des Projekts ist die rechts- wie mentalitätsgeschichtliche Analyse dieser Reformdebatte über die Toleranz und Rechtsgleichheit der in deutschen Territorien lebenden Juden im Spannungsfeld von Gleichheit und Ungleichheit, von Homogenität und natürlicher Diversität sowie von Orthodoxie, Assimilation und Integration. Im Zusammenhang mit dem Nationalstaatsbildungsprozess und hinsichtlich sozioökonomischer und politischer Veränderungsprozesse im Zeitalter von Urbanisierung, Pauperismus, früher Industrialisierung, Auswanderung und allgemeiner Emanzipationsbestrebungen werden historische Problemkontexte eingebunden, welche auf die vielfältige Beantwortung der sogenannten „Judenfrage“ eingewirkt haben. Anhand spezifischer Argumentationen einzelner Verfasser, Laien wie Gelehrte, wird auch im Querschnitt untersucht werden, ob und wie die publizistischen Reaktionen auf die Kontinuität konstruierter Alteritätsvorstellungen von Juden in der breiten Öffentlichkeit und womöglich auch auf den politisch-rechtlichen Emanzipationsprozess einwirken konnten.

Education

Since 2019
Doctoral Candidate at IRTG Diversity
01/2019 - 03/2019
Doctoral Fellow of the Gerda Henkel Foundation
12/2017
Master of Arts: Die „Judenfrage" am Vorabend der Französischen Revolution (1781-1789). Christian Wilhelm Dohms „bürgerliche Verbesserung der Juden": Personen, Motive, Kontroversen
10/2016 - 03/2018
Scholarship holder of the Germany Scholarship
10/2015
Bachelor of Arts; Title of the Bachelor Thesis: Die „Judenfrage“ auf dem Wiener Kongress: Carl August Buchholz als Apologet der „bürgerlichen Verbesserung“ der Juden
10/2012 - 03/2018
Studies of History and Political Science at the University of Trier

Work Experience

Since 03/2024
Research assistant at the Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte, University Duisburg-Essen
Since 10/2016
Research assistant at the Arye Maimon Institute for Jewish History (AMIGJ) of the University of Trier in the project "Erinnerungsort ShUM: Die Bedeutung der jüdischen Gemeinden Speyer, Worms und Mainz (Qehillot ShUM) und ihrer Bauten (Synagogen, Mikwen, Friedhöfe) in der Überlieferung des Mittelalters"
Since 04/2016
Research assistant at the chair of historical regional studies (Prof. Dr. Stephan Laux) at the University of Trier

Publications

2024
(co-authored with Marzena Kessler) "Elementarschulen im Trierer Umland unter preußischer Aufsicht am Beispiel des alten Schulhauses in Eitelsbach und der Schule in Ruwer (19. bis 20. Jahrhundert)", in: Jahrbuch Kreis Trier Saarburg 2024, 159-171.
2023
Review of "Renée Wagener, Emanzipation und Antisemitismus. Die jüdische Minderheit in Luxemburg vom 19. bis zum 21. Jahrhundert (= Studien zum Antisemitismus in Europa, 16), Berlin: Metropol Verlag, 2022, 725 S., ISBN: 978-3-86331-655-6; 36 €", in: Hémecht. Revue d’histoire luxembourgeoise/ Zeitschrift für Luxemburger Geschichte 04/2023, 488-491.
2023
"Kahn, Joseph (1841–1875)", in: Stephan Laux/ N.N. (Eds.), Demokratienbiographien. Bd. 1 (= Veröffentlichungen der Kommission des Landtages für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz) (Ubstadt-Weiher) [im Druck].
2022
"Beine, Manfred (Hg.) / Kant, Marion (Hg.) / Othengrafen, Ralf (Hg.): Ein westfälischer Jude in der preußischen Armee. Isaac Löwenstein aus Rietberg-Neuenkirchen und sein Tagebuch 1821–1823, 2021", in: Kurtrierisches Jahrbuch 62 (2022), 373-378, URL: https://www.recensio-regio.net/rezensionen/zeitschriften/kurtrierisches-jahrbuch/62-2022/ReviewMonograph987835414/
2022
"Sind Juden fähig, gute Bürger zu werden? Zeitlichkeit als Problem des deutschsprachigen Emanzipationsdiskurses im späten 18. und im frühen 19. Jahrhundert am Beispiel von Christoph Grund (1772–1829)", in: Charlotte Kaiser/Ouennassa Khiari/Viktoria Sophie Lühr (eds.), Temporalities of Diversity – Temporalités de la diversité – Zeitlichkeiten der Vielfalt. Diversity / Diversité / Diversität Vol. 6 (Münster: Waxmann), 37-64.
2022
"Die »bürgerliche Verbesserung der Juden«. Ein ambivalenter Topos im deutschsprachigen Diskurs um die Emanzipation der Juden (1781-1848)", in: Cord-Friedrich Berghahn/Mirko Przystawik/Katrin Keßler/Ulrich Knufinke (eds.), Israel Jacobson (1768-1828). Studien zu Leben, Werk und Wirkung. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 315; Schriften des Israel Jacobson Netzwerks (Göttingen: Wallstein), 29-54.
2022
"Die deutsch-jüdische Presse im Emanzipationsdiskurs zwischen 1781 und 1848 als politische Presse", in: Susanne Marten-Finnis/Michael Nagel (eds.), The Historical German-Jewish Press: Platform, Mouthpiece, Sources/Die historische deutsch-jüdische Presse: Forum, Sprachrohr, Quellenfundus (Bremen: edition lumière), 251-272.
2021
Fleischstraße: Louis Scheuer, in: Elisabeth Dühr/Frank G. Hirschman (eds.), Orte jüdischen Lebens in Trier. Eine Spurensuche in Interviews (Trier: Städtisches Museum Simeonstift Trier), 38-39.
2021
Weberbach, in: Elisabeth Dühr/Frank G. Hirschman (eds.), Orte jüdischen Lebens in Trier. Eine Spurensuche in Interviews (Trier: Städtisches Museum Simeonstift Trier), 58-59.
2020
Review of "Erschens, Hermann: Juden in Klüsserath (1663-1939) (=Schriften des Emil-Frank-Instituts, Bd. 19). Trier: Paulinus Verlag 2019, 184 S., ISBN: 978-3-7902-1950-0, 17,90 Euro", in: Kurtrierisches Jahrbuch 60 (2020), 466-470, URL: https://www.recensio-regio.net/rezensionen/zeitschriften/kurtrierisches-jahrbuch/60-2020/ReviewMonograph223655033
2019
"Zwischen Orthodoxie, Reform und Integration. Die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Trier im 19. Jahrhundert", in: Kurtrierisches Jahrbuch 59 (2019), 243-291.
2019
Review of "Jens Fachbach: Ludwig Simon von Trier (1819–1872). 48er, Exilant, Europäer. Ein Lebensbild. Hrsg. von Ingrid Bodsch (= Festgabe des Stadtmuseums Bonn zum 200. Jubiläum der Universität). Bonn: Verlag StadtMuseum Bonn 2018. 304 S., 14,00 Euro", in: Kurtrierisches Jahrbuch 59 (2019), 511-513, URL: https://www.recensio-regio.net/rezensionen/zeitschriften/kurtrierisches-jahrbuch/59-2019/ReviewMonograph410197341/?searchterm=stoffel
2017
Review of "Berlin, Isaiah: Karl Marx. Sein Leben und sein Werk, übers. v. Curt Meyer-Clason, München 1959 (= Sammlung Piper. Probleme und Ergebnisse der modernen Wissenschaft); englischer Originaltitel: Karl Marx. His Life and Environment, London 1939", URL: https://marxisback.hypotheses.org/files/2017/11/rezension_berlinisaiah_karl-marx.pdf

Conference Presentations

11/2023
"'... bey unsrer vieljährigen Nachbarschaft' – Der jüdische Publizist Eduard Reis (1805–1881) als Vorkämpfer der Emanzipation"
Internationale Konferenz: Jüdisch-christliche Nachbarschaften.Dimensionen sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Interaktion. Jahreskonferenz des Projekts Synagogengedenkbuch Hessen, Goethe-Universität Frankfurt am Main, 12-14. November 2023.
04/2021
"'Was macht wohl den Deutschen zum Deutschen?' Der jüdische Arzt Eduard Reis über 'Patriotismus', 'Volkswürde' und die Emanzipation der Juden (ca. 1815–1831)"
MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier und Institut für Jüdische Studien der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf "MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier und Institut für Jüdische Studien der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf", 12.-13. April 2021, Online Tagung.
09/2020
"Die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Trier im späten 18./19. Jh. und Judenfeindschaft und Antisemitismus in Deutschland – das Narrativ der jüdischen Weltverschwörung"
Evangelische Kirchengemeinde Ehrang, 18. September 2020, Evangelisches Gemeindezentrum Gusterath.
11/2019
„Ich wollte nur Fingerzeige geben, wie und wo abgeholfen werden muß“. Die deutsch-jüdische Presse im politisch-literarischen Reformdiskurs über die „bürgerliche Verbesserung der Juden“ (1781–1848): Funktionen, Personen und Kontroversen
Vortrag im Rahmen der Konferenz der Universitäten Bremen und Portsmouth „Die historische deutsch-jüdische Presse als Schnittstelle“, 25. bis 27. November 2019, Deutsche Presseforschung Bremen.
06/2019
Federkriege im Emanzipationsdiskurs. Stimmen jüdischer und christlicher Autoren über die rechtlichen Daseinsbedingungen der Juden in den deutschenStaaten (1789-1848). Stand und Perspektiven der Auswertung.
Vortrag im Rahmen des „Forschungskolloquium Neuere Geschichte SoSe 2019", 28. Juni 2019, Johannes Gutenberg Universität Mainz, Georg-Forster-Gebäude.
10/2018
„Verbesserungsforderung“ - Bildungsstreben - rechtliche Gleichstellung. Die jüdische Emanzipation im Kontext des jüdisch-christlichen Verbesserungs- und Gleichstellungsdiskurses (ca. 1780-1848)
Vortrag im Rahmen der „Internationalen Konferenz zum 250. Geburtstag von Israel Jacobson: Juden und Bürger“, 9.‐11. Oktober 2018, Braunschweig/Seesen/Halberstadt, TU Braunschweig [Veröffentlichung des Konferenzvortrags Ende 2019/Anfang 2020]

11/2018
Jüdisches Leben in Trier im 19. Jahrhundert: Der schwierige Weg zwischen Integration und Orthodoxie
Vortrag mit Prof. Dr. Stephan Laux, 16. November 2018, VHS Trier/ Raum 5.

02/2018
Das Buch im deutschsprachigen Emanzipationsdiskurs (ca. 1780-1871): Das ergiebigere Medium zur Bestimmung des jüdisch-christlichen Verhältnisses?
Vortrag auf der Tagung „Buchgeschichte und jüdische Geschichte in der Frühen Neuzeit“ vom Interdisziplinären Forum „Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit“, 16.-18. Februar 2018, Stuttgart-Hohenheim [Tagungsbericht: Buchgeschichte und jüdische Geschichte in der Frühen Neuzeit, 16.02.2018 – 18.02.2018 Stuttgart-Hohenheim, in: H-Soz-Kult, 30.08.2018, www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-7840]

11/2017
Die „Judenfrage“ am Vorabend der Französischen Revolution (1781-1789). Der Emanzipationsdiskurs im Gefolge von Christian Wilhelm Dohms „Bürgerlicher Verbesserung der Juden“: Personen, Motive und Kontroversen
Vortrag im „Kolloquium für Doktoranden, Examenskandidaten und Fortgeschrittene von Prof. (em.) Dr. phil. Dr. h. c. Alfred Haverkamp“, 22.November 2017, Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden/ Universität Trier sowie im „Forschungskolloquium Mittelalter/ Frühe Neuzeit von Prof. Dr. Petra Schulte und Prof. Dr. Stephan Laux, 6. Dezember 2017, Universität Trier

07/2017
Fear of a future in equality? The “Civil Improvement of the Jews“ in German territories: Opponents, advocates, arguments (1781-1848)
Vortrag im Rahmen der „9. Sommerakademie zur Geschichte der Juden im Hl. Röm. Reich und seinen Nachfolgestaaten – Juden und jüdische Gemeinden im Staatskirchenrecht, 17.-31. Juli 2017“, 20. Juli, Universität Wien.
 
 
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